Im Alltag verlieren wir oft den Blick auf die schönen Orte und Plätze, die prächtige Natur und die geschichtlichen Sonderheiten - sie gehören einfach dazu, zum Leben an diesem Ort. Erst wenn sie weg sind, zerstört oder verstümmelt, verbaut oder entstellt, dann wird uns ihr Verlust bewusst. In den meisten Fällen ist es dann jedoch zu spät.
Kategorie: "Neuigkeiten"
Der Markt Wegscheid hatte als Verwaltungszentrum zweifelsohne regionale Bedeutung. Zahlreiche Ämter und Behörden waren hier angesiedelt. Mit der Gebietsreform Anfang der 70er Jahre wanderten Ämter und Behörden ab, der Landkreis Wegscheid ging im Landkreis Passau auf (… das Nummernschild WEG wurde nicht mehr ausgegeben). Geblieben ist das Kreiskrankenhaus, aber auch hier gab es empfindliche Einschnitte. Heute ist der Markt Wegscheid zwar die drittgrößte Kommune im Landkreis Passau, was aber nichts an seiner Bedeutungslosigkeit ändert.
Die Marktgemeinde Wegscheid wurde durch Eingemeindungen zwar größer, aber das konnte den Bedeutungsverlust nicht kompensieren.
Es braucht nur wenige kleinere Reparaturen und Pflege und dann ist die Kohlbauerkapelle wieder in gutem Zustand. Eine wie auch immer geartete „Renovierung” wäre dann auf längere Sicht nicht erforderlich. Bleibt die Pflege und bleiben die Reparaturen allerdings aus, dann kann über einige wenige Jahre ein Schaden entstehen.
Wer weiß, wie viele Monate bereits ein eher dürftiger Webauftritt als Visitenkarte für den Markt Wegscheid dient. Die Webseite wirkt lieb- und leidenschaftslos, als werde ihr wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Fast eine Weglegung. Es ist beschämend, wenn ein Fitnessparcours unter „Sehenswürdigkeiten in Wegscheid” beworben wird, aber die wirklichen Sehenswürdigkeiten, wie die qualitätvolle barocke Friedhofskirche St. Anna (um 1730) oder die Wasserkapelle (um 1770), das Rathaus (ehemaliges Landgericht), das Haus der Familie Weinberger (Samritanhaus) und nicht zuletzt die Kohlbauerkapelle mit den vier 120 jährigen Linden u.a. unerwähnt bleiben. Wen wundert es da, dass unter „Denkmäler” nichts anderes zu finden ist, als ein Verweis auf die Webseite des Landesamtes für Denkmalpflege.
Im Zusammenhang mit dem Beitrag Wegscheids dürftiger Webauftritt
ergaben sich fast zwangsläufig Nachfragen, denn an seltsamen Auffälligkeiten im Zusammenhang mit der Webseite (wegscheid-aktuell.de) mangelt es nicht.
Daten und Fakten zur Kohlbauerkapelle samt den vier Linden finden Sie in diesem Beitrag tabellarisch zusammengestellt. Dieser Überblick wird laufend aktualisiert und ergänzt. Wer etwas weiß, was hier angeführt gehört, ist herzlich eingeladen, die Information mit allen zu teilen.
Im Winter 2020 gab es wenig Schnee. Die Linden der Kohlbauerkapelle zeigen ihr beeindruckendes Geäst, das spannende und anregende Blicke in die entlaubte Krone zulässt. Kaum vorzustellen, dass diese Krone im Sommer so üppig wird und eine Blütenpracht hervorbringt.
Ein Baum ist ein Baum. Für Forstwirte, Gärtner, Waldbesitzer und Baumexperten sind Bäume nicht bloß Bäume, sondern Eichen, Buchen, Ulmen, Linden und so fort. Einige kennen unterschiedliche Heilbäume und können sie auch hinsichtlich ihrer Wirkung unterscheiden. Bäume werden einem Baumkreis zugeordnet, in Baumzeichen. Hier gilt die Linde als Lebensbaum der Harmonie. Dann gibt es aber auch einen Blick auf Bäume, der ganz anders ist. Die Stämme und Äste von Bäumen, auch ihre Schatten auf dem Boden, sind wie Zeichnungen und es finden sich Ausschnitte von hoher ästhetischer Qualität.
Der Zeitpunkt war genau richtig. Die Blätter der Linden über der Kohlbauerkapelle waren schon ausgetrieben, ohne aber den Blick auf das Geäst der Bäume zu verdecken. So ist es möglich, mit den hochauflösenden Fotos einer hochwertigen Kamera den Zustand der Linden bis ins Detail fotografisch zu dokumentieren und das nicht nur aus Bodensicht, sondern mithilfe einer Drohne aus der Luft.
Im vorangegangenen Winter hatte der Bauhof der Marktgemeinde Wegscheid die Linden der Kohlbauerkapelle ohne Absprache mit der Eigentümerin zugeschnitten – ohne gesetzliche Grundlage oder anderweitige Notwendigkeit. Die abgeschnittenen Äste ragten nicht auf die öffentliche Verkehrsfläche und stellten keinesfalls eine Gefahr für den Verkehr dar. Die Äste waren zudem völlig gesund.
Der Winter 2018/19 brachte selbst für Wegscheider Verhältnisse viel Schnee. Innerhalb weniger Tage türmten sich Schneeberge. Wie in den Vorjahren wurde der Schnee einfach auf den Kapellengrund geschoben. Dort türmte sich die Schneehalde so hoch, dass die Kapelle dahinter fast verschwand, auch ohne Rücksicht auf die Bäume.
Im folgenden Herbst traf die Gemeinde Vorkehrungen und steckte entsprechend Schneestangen. Das ist ein guter Vorsatz. Es bleibt abzuwarten, wie viel Rücksicht darauf genommen wird, wie viel Rücksicht auf die Kapelle, die Linden und darauf, dass dieser Grund immerhin Privatgrund ist.
Der Schnee blieb zu guter letzt aus. Es war ein milder, schneearmen Winter 2019/20 . So blieben der Schneeabraum und die Salzbelastungen den Linden und der Kapelle erspart. Ein „Verschnaufwinter”.
Baumschnitt mitten im frostigen Advent. Auf die Idee muss man erst einmal kommen, mitten im Winter bei Minusgraden Linden zu schneiden. Aber es gibt nichts, was es nicht gibt. Noch erstaunlicher ist, dass weder die Eigentümerin (Pfarrkirchenstiftung) noch die Gemeindeverwaltung über den Baumschnitt informiert waren, geschweige diesen in Auftrag gegeben hätten. Das zumindest wurde auf Anfrage so mitgeteilt. Auf Nachfragen hin konnte geklärt werden, dass der kommunale Bauhof den Baumschnitt auf eigene Veranlassung hin durchgeführt hat.